Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften

Lern- und Erlebnislabor Industrienatur (LELINA) - Biodiversität, Inklusion und Migration im Fokus einer Bildung für nachhaltige Entwicklung

Förderung:

Bundesamt für Naturschutz/Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (Bundesprogramm Biologische Vielfalt)

Zusammenarbeit mit:

  • Regionalverband Ruhr, Brigitte Brosch
  • Ruhr-Universität Bochum, Prof. Dr. Karl-Heinz Otto
  • Biologische Station westliches Ruhrgebiet, Dr. Peter Keil


Laufzeit:

04/2020-11/2025

Zusammenfassung und Zielsetzung des Projektes LELINA

Das Ruhrgebiet ist der drittgrößte Ballungsraum Europas und kultureller Schmelztiegel. Die große Vielfalt unterschiedlicher Lebensräume auf engem Raum macht das Ruhrgebiet zu einem regionalen „Hotspot“ der Biodiversität in der Bundesrepublik Deutschland. Das Projekt LELINA bietet die Chance in diesem Ballungsraum, ausgewählte Brachflächen der Route Industrienatur an den Zielen des Naturschutzes und der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NSB) auszurichten und sie für die Umweltbildung/Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) umfassend und kompetenzorientiert zu nutzen. Mit dem Projekt werden fünf außerschulische, Lern- und Erlebnislabore auf Flächen, die durch Industrienatur geprägt sind, in den Quartieren der Metropole Ruhr aufgebaut. Schulen können diese besonderen Naturflächen erkunden und erforschen. Angestrebt wird, dass sich Schülerinnen und Schüler Kenntnisse über den besonderen Wert von Stadtnatur erarbeiten.

Die ausgewählten Flächen mit ihrer einzigartigen Industrienatur sind vor allem aufgrund ihres anerkannten Alleinstellungsmerkmals, der herausragenden Biodiversität, der quartiers- und schulnahen Verfügbarkeit und der Trittresistenz als außerschulische Lern- und Erlebnisorte für Umweltbildung/BNE besonders geeignet. Zunächst sollen für ausgesuchte "Stützpunkt-schulen" (Auswahl von Grund-, Förder- und Sekundarschulen, Gymnasien und Gesamt-schulen) kompetenzorientierte Lern- und Erlebnismodule (u.a. Unterrichtseinheiten, Workshops, Projektwochen, Exkursionen, Ferienprogramme) mit den Schulen vor Ort erarbeitet, erprobt und evaluiert werden. Diese Module werden im Sinne der BNE zielgruppenspezifisch unter besonderer Berücksichtigung von Inklusion (sowohl im Hinblick auf Migranten als auch auf besondere Förderschwerpunkte) und Heterogenität konzipiert. Im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung sollen zudem natur- und gesellschaftswissenschaftliche Zusammenhänge des Schulumfeldes erfahren und mitgestaltet werden.

In der ersten Projektphase (2 Schuljahre) werden 10 Stützpunktschulen an zwei Standorten (Halde Sachsen, Hamm-Heessen und Halde Eickwinkel, Essen-Altenessen) die entwickelten Module erproben. In der 2. Projektphase (2 Schuljahre) werden die bestehenden und evaluierten Module dann an den zwei bisherigen sowie drei weiteren Standorten in Duisburg, Dortmund und Oberhausen durchgeführt. In der 3. Phase (1 Schuljahr) sollen weitere interessierte Schulen an den fünf Erlebnisorten die Möglichkeit bekommen, sich am Projekt zu beteiligen.

Übergeordnetes Ziel ist es, die spezielle Biodiversität auf Industriebrachen wert zu schätzen, zu pflegen und zu erhalten sowie auf breiter Basis der zunehmenden Naturentfremdung im Ballungsraum wirksam entgegen zu treten und die Wertschätzung der Persönlichkeit im Einklang mit kultureller und natürlicher Vielfalt zu fördern. Dazu werden folgende Teilziele formuliert:

  • Natur- und Umweltwissen steigern: Mit dem Projekt soll ein wesentlicher Beitrag gegen die Naturentfremdung von Schüler*innen geleistet werden. Sie sollen ihre naturwissenschaftliche Grundbildung (Scientific literacy) in den Fächern/Bereichen Biologie, Ökologie, Geographie, Geologie, Bodenkunde, Meteorologie, Wasserhaushalt, Chemie und Physik erweitern und vertiefen, indem zielgruppengerecht die Bedeutung von Biodiversität auf Industriebrachen des Ruhrgebiets vermittelt wird.
  • Zusammenhänge und Komplexität erkennen: Neben der naturwissenschaftlichen Perspektive sollen die Schüler*innen weitere relevante Zusammenhänge (sozial, politisch, kulturell, ökonomisch) und die allgemeine Komplexität von räumlichen Entwicklungsprozessen erkennen und damit Einstellungen zu schützenswerter Natur und zu Handlungen auf Industrienaturflächen entwickeln.
  • Wohn- und Schulumfeld wahrnehmen, verstehen und mitgestalten: Mit dem Projekt soll die Identifikation mit dem Schulumfeld der Schüler*innen und ihrer Familien gefördert werden. Deshalb soll im Projekt die raumbezogene Wahrnehmung, das Verständnis des eigenen Lebensraums und das selbständige Planen, die Beteiligung an gemeinsamen Entscheidungsprozessen und das raumbezogene Handeln eingeübt werden.
  • Inklusion leben: Im Projekt werden Unterschiede von Schüler*innen etwa in Bezug auf soziale Herkunft, Geschlecht, kulturelle Herkunft, Behinderung oder lern- und leistungsbezogene Unterschiede mit einem Inklusionsverständnis berücksichtigt, bei dem „allen Menschen die gleichen Möglichkeiten offenstehen, an qualitativ hochwertiger Bildung teilzuhaben und ihre Potenziale zu entwickeln“ (Deutsche UNESCO-Kommission e.V. 2014).
  • Persönlichkeit fördern: Alle beteiligten Schüler*innen sollen ausgehend von ihren individuellen Fähigkeiten im Projekt gefördert werden. Neben wissens- und empathiebezogenen Kompetenzen sind mit diesem Ziel das Sozialverhalten sowie die sprachliche und motorische Entwicklung angesprochen, die im Zusammenhang mit dem Projekt zu bewerten sind.

Evaluation durch die Bergische Universität Wuppertal

Die Evaluation dieser projektspezifischenr Ziele wird vom Institut für Geographie und Sachunterricht, Prof. Dr. Andreas Keil (Geographie und ihre Didaktik/Sozialgeographie/BNE) an der Bergischen Universität Wuppertal durchgeführt. Die Projektgruppe der Bergischen Universität ist verantwortlich für die Überprüfung der Zielerreichung und Dokumentation des Projektfortschritts und zur Verbesserung und Anpassung während der Projektlaufzeit.

Die Evaluation wird nach sozio-ökonomischen Kriterien erfolgen. Zielpersonen der Evaluation sind Schüler*innen sowie Lehrer*innen. Da vor allem Schüler*innen als spezifische gesellschaftliche Gruppe im Fokus dieses Projekts stehen, soll grundsätzlich eine Evaluation durchgeführt werden, die den Ansatz der neuen soziologischen Kindheitsforschung (New social Studies of Childhood NSSC) verfolgt und Kinder als Expert*innen ihrer eigenen Lebenswelt ernst nimmt. Kinder werden als Akteur*innen ihrer Lebenswelt betrachtet und stehen mit ihren Handlungen selbst im Mittelpunkt der Forschung.

Durch die Evaluation soll sichergestellt werden, dass alle Projektziele erreicht werden, dazu sollen die erbrachten Leistungen dokumentiert und die erzielten Wirkungen gemessen werden. Da mit den Projektzielen und den entsprechenden projektspezifischen Indikatoren sehr vielfältige Zielwerte erschlossen und evaluiert werden, wird ein umfangreicher Methodenmix aus quantitativen und qualitativen Methoden der empirischen Sozialforschung angewandt. Als Bewertungsmethoden der Evaluation werden sowohl „Vorher-Nachher-Vergleiche“ als auch „Mit-Ohne-Vergleiche“ durchgeführt.

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