Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften

Erreichbarkeitsmodellierung in ländlichen Räumen

Arbeitstitel Dissertation

Erreichbarkeitsmodellierung in ländlichen Räumen: Erreichbarkeit im Spannungsfeld zwischen objektiver Analyse, wahlfreiem Individuum und benachteiligten Gruppen.

Kurzinfo zum Dissertationsvorhaben

Die Sicherung der Daseinsvorsorge stellt einige ländliche Regionen vor große Herausforderungen. Ein wesentlicher Aspekt der Daseinsvorsorge ist die Erreichbarkeit wichtiger Ziele der Versorgung, Gesundheit und Bildung sowie Kulturstätten und Freizeiteinrichtungen. Vor dem Hintergrund eines hohen Motorisierungsgrades in ländlichen Gebieten ist für viele Bevölkerungsschichten Erreichbarkeit kein zentraler Faktor für die Erfüllung ihrer Grundbedürfnisse. Auf der anderen Seite stehen Bevölkerungsgruppen, die keinen Zugang zu einem eigenen Pkw haben. Diese werden zunehmend abgehängt, da die Mobilitätsangebote aufgrund des Fahrgastrückgangs nicht mehr genügend Kapazitäten erreichen und zunehmend eingestellt werden.

In der Verkehrs- und Standortplanung spielen für Erreichbarkeitsanalysen die jeweils nächsten Ziele eine zentrale Rolle und es wird sich sehr stark auf objektiv einfach messbare Faktoren bezogen. Doch wie Verhalten sich die Verkehrsteilnehmer wirklich? Und wie können Analysen und Modellierungen benachteiligte Gruppen gezielt in den Fokus nehmen? Dieses Dissertationsvorhaben geht davon aus, dass häufig ein Spannungsfeld zwischen Versorgungsdichte, dem individuellem Verkehrsverhalten und den persönlichen Lebensumständen der Verkehrsteilnehmer besteht. Es werden Lösungen zwischen objektiver Erreichbarkeitsanalyse, wahlfreiem Individuum und der sozioökonomischen Situation benachteiligter Bevölkerungsgruppen in ländlichen Räumen erarbeitet, die die gängigen Erreichbarkeitsdarstellungen in Frage stellen und theoretisch sowie praktisch weiterentwickeln. Neben der Berücksichtigung von Infrastrukturen, soll auch das individuelle Verhalten, sowie die Perspektive benachteiligter Bevölkerungsgruppen in die Modellierung integriert werden.

Den ersten Teil dieses kumulativ angelegten Dissertationsvorhabens bildet ein für den Landkreis Calw theoretisch und empirisch neu entwickelter Index, der die Erreichbarkeit zu unterschiedlichen Zielen der Daseinsvorsorge kombiniert und im Querschnitt über alle Verkehrsmittel visualisiert. Im zweiten Teil werden konzeptionelle Ansätze einer gerechtigkeitsorientierten Mobilitätsforschung als Grundlage für die teilhabeorientierte Erreichbarkeitsplanung in ländlichen Räumen dargelegt  und auf ländliche Räume Deutschlands übertragen. Dabei wird sowohl erarbeitet, wie die konzeptionellen Ansätze die Unterschiede in der Erreichbarkeit erklären, aber auch wie die Modelle angepasst werden müssen, um eine teilhabeorienteierte Verkehrsplanung besser umzusetzen. Im dritten Teil ist die Integration von Verkehrsströmen und sozioökonomischer Merkmale benachteiligter Gruppen in ein Erreichbarkeitsmodell geplant, dass exemplarisch im Landkreises Calw angewandt wird.

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